Karl Kran

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Karl Kran - Dezember 1944

Auf dem Briefumschlag der am 16.1.45 per Feldpost als Einschreiben “Vermisstenmeldung” an den Ortsgruppenleiter der NSDAP in Paderborn ging, war die Feldpostnummer L 61695 A angegeben. Dies ist die Feldpostnummer des Stabs des Fallschirmjägerregiments 13. Nach Auskunft der “Deutschen Dienststelle” war mein Vater Karl Kran seit dem 17.12.1944 im Nachrichtenzug Fallschirmjägerregiment 13 als Unteroffizier Fähnrich gemeldet (vorherige Daten unbekannt). Seit dem 24.12.1944 galt er in Bondorf als vermisst. Die erste Nachricht an die Familie, dass er sich in Amerikanischer Gefangenschaft befinde, erfolgte per Postkarte am 22.10.1945. Er wurde am 29.11.1946 entlassen.

Aus privaten Daten ergibt sich, dass Karl Kran 1943/44 als Funker in einer Nachtjagdstellung in Frankreich bei Mantagny-les-Buxy eingesetzt war. Vermutlich 8./ FlugmeldeLeitKp II./LnRgt 303 danach 7./FlugmeldeLeitKp I./LnRgt 223.

Über die Zeit der Ardennenschlacht hat er nur sehr wenig gesprochen. In Erinnerung ist mir lediglich die folgende Erzählung geblieben:

Nach seinen Angaben hatte er eine Funkstelle im Keller eines Hauses eingerichtet. Im Laufe der Nacht wurde der Ort in dem sie lagen zunehmend von Artillerie beschossen und am Morgen hätten US-Panzer und Infanterie begonnen den Ort einzunehmen. Das Haus, in dem die Funkstelle lag, hätte im Laufe der Kämpfe angefangen zu brennen, so dass sie gezwungen waren, einen Stellungswechsel durchzuführen. Als er aus der Haustür schaute, sah er, dass oberhalb des Hauses ein US-Panzer auf der Straße stand, der seine Kanone entlang der Straße richtete und auf die Häuser schoss. Er habe sich dann gedacht, dass wenn er als erster über die Straße renne, der Richtschütze noch zu überrascht wäre um direkt mit dem MG zu schießen. Also sei er sofort mit dem Funkgerät losgerannt in das gegenüberliegende Haus. Einige Kameraden hinterher, wobei diejenigen die später losgerannt seien, erschossen worden seien.

Im 2. Haus seien sie wieder in den Keller. Kurze Zeit später hatten US-Soldaten Handgranaten ins Haus und in den Keller geworfen. Wobei die Handgranate im Keller nicht explodiert sei. Dann hätten die US-Soldaten sie aufgefordert herauszukommen. Sein schrecklichstes Gefühl war dabei, als er über die entsicherte Handgranate die Kellertreppe hinaufsteigen musste.…

Abschrift des Briefes

Ort unleserlich - O.U 7.1.1945

Sehr geehrter Herr Kran,

Anstelle des im Einsatz befindlichen Einheitsführers wird mir die traurige Ehrenpflicht zuteil Ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Sohn Karl seit einem feindlichen Angriff am 24.12.1944 bei Bondorf / Luxemburg von der Truppe vermisst wird. Es muss daher als wahrscheinlich angenommen werden, dass er entweder in Gefangenschaft geraten ist oder dass er im Kampfe den Heldentot gefunden hat.

Da die Mehrzahl der feindlichen Angriffe in den Dämmerungsstunden und bei schlechter Sicht stattfinden, ist der Einheit nicht das Schicksal und der Verbleib aller Kameraden bekannt. Zu diesen gehört leider auch ihr Sohn.

Sehr geehrter Herr Kran, zu diesem schweren Schicksalsschlag spreche ich Ihnen im Namen des Einheitsführers, meine und meiner Kammeraden innigste Anteilnahme aus. Die Einheit wird Ihren Sohn nie vergessen. Möge dies Ihnen nun Kraft geben in ihrem Leid, dass sie nicht in Ihrem Schmerz allein sind sondern das mit Ihnen die gesamte Einheit Ihres Sohnes gedenkt.

Ihr ergebener

Unterschrift unleserlich

Quelle: mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Detlev Kran, Sohn von Karl Kran